Schießstand in Waakhausen gestern, heute, morgen –
das sagt die UWG dazu:
1969 wurde im Vorranggebiet für Natur und Landschaft in Waakhausen ein Schießstand gebaut. Möglich wurde das nur durch „Privilegierung“ für die Jägerschaft.
Im Laufe der Jahre wurde aber der Schwerpunkt des Betriebes immer mehr in Richtung Sport- und Freizeitschießen verlagert. Der Betreiber firmierte daher auch als Verein zur Förderung des sportlichen Schießwesens „Waakhausen“ e.V..
Auf dem Schießplatz wurde regelmäßig in großen Mengen Bleischrot verschossen. Deshalb erfolgte 2006 in besonders stark betroffenen Bereichen eine erste Bodensanierung, mit dem damit verbundenen Hinweis des Landkreises, die sanierten Flächen regelmäßig zu säubern. Das erfolgte dann allerdings nur sehr unvollständig und wurde von der Aufsichtsbehörde, dem Landkreis Osterholz, nur lückenhaft kontrolliert. Dadurch verrotteten die Schrotkugeln ständig auf dem nassen Moorboden und Blei konnte so bis tief in das Grundwasser vordringen.
Im Herbst 2018 wurde durch Umweltverbände und die inzwischen gegründete Bürgerinitiative die Boden-Kontaminierung des Schießgeländes mit Blei erstmals öffentlich gemacht.
Aufgrund bürgerliche Initiative und auf Druck der Politik, angestoßen durch die UWG Worpswede, veranlasste der Landkreis Osterholz dann 2019 eine Gefährdungsanalyse, in der zweifelsfrei belegt wurde, dass nicht nur die Böden des Schießplatzes tief und massiv mit Blei, Arsen und Cadmium verseucht sind. Auch Wasser und Sedimente der Gräben sowie angrenzende landwirtschaftliche Flächen sind bis über die Grenzen des Schießstandes hinaus belastet. Unter dem Platz ist das Blei schon nachweisbar in das Grundwasser eingedrungen.
Der Zustand des 2006 mit dem gesamten kontaminierten Material der ersten Sanierung angelegten Altlastwalles erfordert lt. Gutachten kurzfristige Sicherungsmaßnahmen, um einen möglichen Austritt von bleiverseuchtem Wasser zu verhindern. Mittelfristig ist sogar die vollständige Entsorgung des Bauwerks zu prüfen.
Die Schrotstände wurden inzwischen auf Anordnung des Landkreises geschlossen. Die Kugelstände werden aber trotz starker Bleibelastung aktuell immer noch weiterbetrieben.
Im Juli 2020 wurde das Schießplatz-Gelände von einem Projektentwickler und Privatinvestor gekauft. Aktuell sollen die Schusszahlen auf den Kugelständen aus wirtschaftlichen Gründen deutlich erhöht werden. Weitere Pläne scheinen die Wiedereinführung des Schrotschießens und der Ausbau der z. Zt. geschlossenen Wurfscheiben-Schießanlage zu sein. Den erforderlichen Schallschutz möchte der Betreiber mittels eines 12 m hohen Walls aus Z2-Material realisieren. Zum Auffangen der Schrotkugeln sollen zusätzlich hohe Schrot-Auffangnetze aufgestellt werden. Außerdem wird sehr wahrscheinlich noch eine große Halle für weiteren Schießbetrieb geplant.
Insgesamt haben wir die Befürchtung, dass der Investor ein großes, kommerzielles Freizeit-Schießzentrum für Jedermann erstellen möchte. Hierzu gehören dann wahrscheinlich auch diverse Schießanlagen, Ladengeschäfte, ein Waffen-Shop usw. Das bedeutet Publikum jedweder Couleur, Autoverkehr und Schießbetrieb von morgens bis abends.
Von einem Schießstand für die Jägerschaft, u. a. zur Ausbildung, kann dann keine Rede mehr sein. Die Jägerschaft orientiert sich seit der Schließung der Schrotstände bereits zu anderen Schießständen. Der Polizei dient der Schießstand schon seit langem nicht mehr als Übungsstätte.
Aktuell finden noch Untersuchungen zu möglichen weiteren Umweltschäden statt. Danach erfolgt die Sanierungsplanung. Völlig offen ist, wer die immensen Kosten zu tragen hat.
Wir sagen:
Die vom Investor geplanten Veränderungen in einem Bereich, der im Raumordnungsprogramm als „Vorranggebiet für Natur und Landschaft“ deklariert ist und in unmittelbarer Nähe zum EU-Vogelschutz- und GR-Gebiet liegt, bedeuten einen immensen Schaden für Worpswede als staatlich anerkannter Erholungsort und minimieren die Attraktivität für Erholung suchende und die Natur liebende Gäste.
Ein Lärmschutzwall von großem Gewicht auf dem Moorboden kann und darf nicht realisiert werden, da die Standfestigkeit nicht gegeben sein wird.
Eine hohe Schießhalle beeinträchtigt das Landschaftsbild und darf an dieser Stelle nicht gebaut werden. Diese Halle ist nicht privilegiert und gehört in ein Gewerbegebiet.
Wir fordern eine umfassende und umgehende Sanierung des gesamten Areals, damit weitere Umweltschäden vermieden werden.
Aus o.g. Gründen halten wir diese Fläche zur Fortführung des Schießbetriebs für nicht geeignet.
Sinnvolle Nachnutzungen des Geländes jenseits von Schießsport, z. B. im Rahmen des „Naturparks Teufelsmoor“, werden wir jedoch unterstützen.